Zweit größtes Schützenfest am Niederrhein
Alte Tradition wird beim ASV gelebt
Wenn die Schützen am zweiten Juli-Wochenende durch Willich marschieren, dann zieht jahrhundertalte Tradition durch den Ort. Das Holzgewehr, das der Schütze heute im Festzug mitträgt, ist eine letzte Erinnerung an die düsteren Zeiten vergangener Jahrhunderte, in denen die wehrfähige Mannschaft der Honschaften und Bauernschaften oft genug ihre Leben zur Verteidigung von Heim und Herd eingesetzt hatten. Zur Verteidigung des Landes war auch am Niederrhein zunächst jeder waffenfähige und freie Mann verpflichtet; in spätmittelalterlicher Zeit lösen sich aus diesem allgemeinen Aufgebot allmählich fest organisierte Schützenverbände, die sich für das „Beschützen“ der Mitbürger einsetzten.
In Willich hat es bis 1885 drei Schützenverbände gegeben: Die Sebastianus-Bruderschaft, die Höfer Junggesellen (später: Oekonomen-Schützenbruderschaft) und die Bürger-Junggesellen-Schützen der Sankt Pankratius Bruderschaft. Jeder feierte damals sein eigenes Schützenfest. 1885 hat man sich zusammengeschlossen und so wurde der „Allgemeine Schützenverein 1886 e.V. Willich“ gegründet. Ziel: die Durchführung eines gemeinsamen Schützenfestes und ein gemeinsamer Vogelschuss. Und so hat am Sonntag, 22. August 1886 der Vogelschuss stattgefunden und anschließend wurde marschiert und vor dem König eine Parade abgehalten. Eine Tradition, die heute noch in Willich fortgeführt wird. Die Devise vom vereinten Marschieren haben die Willicher Schützen seither mit Erfolg praktiziert. Man ist marschiert und hat seine Freude gehabt – 1888 erstmals mit Militärkapelle, 1890 mit einem Landknechtszug der Brauburschen. Im Laufe der Jahre stieg die Zahl der Teilnehmer: so marschierten 1914 bereits zehn Grenadier-, zwölf Jägerzüge und eine Ehrengarde in weißen Hosen.
Krieg, Inflation, Arbeitslosigkeit und eine Corona-Pandemie konnten den Marsch der Schützen zwar für kürzere Zeiten stoppen – 1915-1921, 1923-1926, 1931-1932, 1940-1950, 2020 – 2021 fanden keine Schützenfeste statt – die gesunde Schützentradition ist geblieben: Heimatliebe, Vereinskameradschaft und heute wie damals glänzt Willich im Blumen- und Fahnenschmuck, wenn vom 12. bis 16. Juli 2024 insgesamt 79 Schützen-Einheiten mit über 1.100 Schützen und 12 Musikeinheiten mit 400 Musiker aufmarschieren und das zweitgrößte Schützenfest am linken Niederrhein gefeiert wird.