Alte Tradition wird beim ASV gelebt

In 10 Tagen beginnt unser 135. Schützen- und Heimatfest.

Bis dahin möchten wir Ihnen in einer kleinen Serie unser Fest 2022 vorstellen.

Wenn die Schützen am zweiten Juli-Wochenende durch Willich marschieren, dann zieht jahrhundertalte Tradition durch den Ort. Das Holzgewehr, das der Schütze heute im Festzug mitträgt, ist eine letzte Erinnerung an die düsteren Zeiten vergangener Jahrhunderte, in denen die wehrfähige Mannschaft der Honschaften und Bauernschaften oft genug ihre Leben zur Verteidigung von

Heim und Herd eingesetzt hatten. Zur Verteidigung des Landes war auch am Niederrhein zunächst jeder waffenfähige und freie Mann verpflichtet; in spätmittelalterlicher Zeit lösen sich aus diesem allgemeinen Aufgebot allmählich fest organisierte Schützenverbände, die sich für das „Beschützen“ der Mitbürger einsetzten.
In Willich hat es bis 1885 drei Schützenverbände gegeben: Die Sebastianus-Bruderschaft, die Höfer Junggesellen (später: Oekonomen-Schützenbruderschaft) und die Bürger-Junggesellen-Schützen der Sankt Pankratius Bruderschaft. Jeder feierte damals sein eigenes Schützenfest.

Bild: Carl Küppenbender ASV König 1952

 


Seit der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts mehrten sich die Stimmen, die eine Zusammenfassung der drei Schützenfeste zu einer allgemeinen Feier forderten. Und als 1885 zum Festzug der traditionsreichen Junggesellen-Bruderschaft nur 19 Teilnehmer antraten, war das Maß voll: Auf Veranlassung von Carl Grootens, Vorstandsmitglied der Junggesellen Schützen, taten sich im Sommer 1886 die Vorstände der Sebastianer, Oekonomen und Junggesellen zur Vorbereitung eines gemeinsamen Festes zusammen. Man überwand anfängliche Befürchtungen, dass durch die Abhaltung eines gemeinsamen Schützenfestes die Existenz der einzelnen Bruderschaften bedroht wurde, und legte die Bedingungen der Zusammenarbeit in einer Satzung nieder. So wurde der „Allgemeine Schützenverein 1886 e.V. Willich“ gegründet: Ziel: die Durchführung eines gemeinsamen Schützenfestes und ein gemeinsamer Vogelschuss. Und so hat am Sonntag, 22. August 1886 der Vogelschuss stattgefunden und anschließend wurde marschiert und vor dem König eine Parade abgehalten. Eine Tradition, die heute noch in Willich fortgeführt wird. Die Devise vom vereinten Marschieren haben die Willicher Schützen seither mit Erfolg praktiziert. Man ist marschiert und hat seine Freude gehabt – 1888 erstmals mit Militärkapelle, 1890 mit einem Landknechtszug der Brauburschen. Im Laufe der Jahre stieg die Zahl der Teilnehmer: so marschierten 1914 bereits zehn Grenadier-, zwölf Jägerzüge und eine Ehrengarde in weißen Hosen.
Krieg, Inflation, Arbeitslosigkeit und eine Corona-Pandemie konnten den Marsch der Schützen zwar für kürzere Zeiten stoppen – 1915-1921, 1923-1926, 1931-1932, 1940-1950, 2020 – 2021 fanden keine Schützenfeste statt – die gesunde Schützentradition ist geblieben: Heimatliebe, Vereinskameradschaft und heute wie damals glänzt Willich im Blumen- und Fahnenschmuck, wenn vom 8. bis 12. Juli 2022 insgesamt 76 Schützenzüge mit 1.172 Schützen und 14 Musikeinheiten mit 500 Musiker aufmarschieren und das zweitgrößte Schützenfest am linken Niederrhein gefeiert wird.